Tauchgang in der Oberen Schießerbachhöhle, Rettenbachtal, Bad Ischl, OÖ, Kat.Nr.: 1616/7
Die Obere Schießerbachhöhle liegt auf der orografisch rechten Seite des Rettenbachtales am Ende eines Bachbettes auf 675 m Seehöhe.
Der Eingang liegt etwa 100 Höhenmeter über der Straße von Bad Ischl zur Rettenbachalm.
Die Höhle führt mit durchschnittlichen Raumdimensionen von etwa 1-1,5 m Breite und 1,5-2 m Höhe über mehrere Wasserfallstufen in den Berg. Nach etwa 140 m schließt die Höhle der 1. Siphon ab. Die Schüttung schwankt zwischen wenigen Litern/Sekunde und mehreren hundert Litern/s. Bei starken Gewitterregen kann der Höhlenbach sehr schnell anschwellen und aufgrund der eher kleinen Raumdimensionen eine große Gefahr darstellen.
Der 1. Siphon wurde erstmals im Zuge von Dreharbeiten für einen Höhlenfilm am 08.09.1985 durchtaucht. Anschließend nahm sich Hermann Kirchmayr der weiteren Erforschung der Höhle an. Er durchtauchte und vermaß am 16.08.1991 gemeinsam mit Werner Gamsjäger die ersten 2 Siphone. Im 3. Siphon konnte er nach kurzer Tauchstrecke über einer Engstelle eine Wasseroberfläche erkennen. Aufgrund der engen Verhältnisse wurde dort aber aus Sicherheitsgründen auf ein Auftauchen verzichtet.
Am 04.10.1994 wurde die Höhle vom Verfasser erstmals betaucht, um die Verhältnisse in den doch eher kleinräumigen Siphonstrecken kennenzulernen. Bei diesem Tauchgang wurde bis zum damaligen Forschungsendpunkt, den tiefsten Punkt des 3. Siphones getaucht.
Aufgrund der Enge des Aufstieges und eines zu großen Tauchgerätes, konnte auch der Verfasser bei diesem Tauchgang den 3. Siphon nicht durchtauchen.
So wurde am 18.12.1997 ein weiterer Vorstoß durchgeführt. Ziel der Tour war es, den 3. Siphon zu überwinden um abzuklären, wie sich die Höhle dahinter weiter fortsetzt. Vom Verfasser wurde vermutet, daß nach dem 3. Siphon, eventuell wieder ähnliche vadose Teile wie im vorderen Bereich der Höhle weiterführen.
Der TG wurde mit einem 2 x 4 Liter Tauchgerät, welches am Rücken getragen wurde durchgeführt. Der Materialtransport vom Auto bis zum 1. Siphon wurde freundlicherweise von Johann Putz, Wolfgang Otte und Katrin Kren unterstützt.
Hinter dem 1. Siphon war der Taucher auf sich allein gestellt.
Raumbeschreibung der Siphonzone:
Der 1. Siphon ist lediglich 4 m lang und 2 m tief. Von einem freien Durchtauchen muß aber dringend abgeraten werden, da der Siphon kleinräumig und trotz der Kürze sehr unübersichtlich ist.
Hinter diesem Siphon muß über eine etwa 1 m hohe Wasserfallstufe zu einem niederen Krabbelgang aufgestiegen werden. Dieser endet nach etwa 10 m am 2. Siphon. Diese 20 m lange Unterwasserstrecke ist ca. 1-1,5 m breit und ebenso hoch. Von der Abtauchstelle führt der Siphon steil bis auf -4 m um nach etwa 10 m in konstanter Tiefe wider fast senkrecht zur Wasseroberfläche zu führen. Man befindet sich hier in einer kleinen Kammer mit 2 ovalen Höhlenseen. Beide Siphonseen sind nur durch einen schmalen Felsgrat, der bis knapp unter die Wasseroberfläche hinaufreicht getrennt.
Der 3. Siphon beginnt als senkrecht nach unten führender Schacht, auf dessen Grund bei –4,5 m Tiefe grober Sand und Kies lagert.
In Richtung Norden gibt es eine niedere Fortsetzung, die zwischen schwertähnlichen Felskulissen senkrecht zu einem Wasserspiegel emporführt.
Es wurde jedoch festgestellt, daß es ober dem schon von Kirchmayr gesichteten Wasserspiegel nur ein wenige cm hoher Luftraum vorhanden ist. Der 3. Siphon setzt sich nämlich in einer geringen Wassertiefe weiter in den Berg fort. Die Unterwasserstrecke ist ziemlich eng und teilweise schwierig zu betauchen. Nach etwa 10 m gibt es eine weitere niedere Luftglocke in der man ebenfalls nicht vernünftig auftauchen kann. An dieser Stelle teilt sich der Siphon. Geradeaus sieht man hinter einer niederen Engstelle einen breiteren Raum. Die größere Passage führt aber scharf nach rechts als schön ausgeformter Unterwassertunnel (Durchmesser 2 m) bis zum tiefsten Punkt des 3. Siphones (-5 m). Kies und Schotter lagern auf der Höhlensohle. Wieder aufsteigend endet der 3. Siphon nach insgesamt 38 m in einem kleinen Luftraum. Zuvor muß eine sehr enge, teilweise mit Schotter verlegte Engstelle durchtaucht werden.
Der 4. Siphon beginnt sehr kleinräumig und führt weiter etwa in Richtung Osten.
Aus Sicherheitsgründen wurde an dieser Stelle der Vorstoß abgebrochen.
Aus welchem der 2 Hauptfortsetzungen die Strömung stammt, konnte aufgrund der geringen Schüttung nicht festgestellt werden. Es besteht aber Grund zur Annahme, daß die Strömung aus dem flachen Raum am nördlichsten Punkt des 3. Siphones stammt. Der nach Osten führende Ast dient bei Hochwasser eventuell als Abfluß und dürfte zur nicht weit entfernten Siphonzone der Unteren Schießerbachhöhle entwässern. Diese These müßte aber erst bei weiteren Tauchgängen bestätigt werden.
Eine weitere Erforschung der Siphonzonen der beiden Schießerbachhöhlen wäre zwar äußerst interessant, dürfte sich jedoch aufgrund der engen Unterwasserstrecken problematisch gestalten.
Literaturhinweise:
KIRCHMAYR, H.: Höhlentauchen in der Oberen Schießerbachhöhle, Rettenbachtal bei Bad Ischl, 1991.
SEEBACHER, R.: Tätigkeitsberichte der dem Verband österreichischer Höhlenforscher angeschlossenen höhlenkundlichen Vereine und Forschergruppen, Die Höhle, Heft 2, 49. Jg, S. 59, Wien 1998