LAGE:
Die Nagelsteghöhle liegt im Rettenbachtal an der S-Flanke des Rauchers auf einer Seehöhe von 865 m.

HYDROLOGIE:

Die Nagelsteghöhle ist die Haupt-Resurgenz des Schönberg-Höhlensystems und kann bei Hochwasser (Schneeschmelze oder Starkregen) mehrere m³/s schütten.
Bei normalen Wetterverhältnissen fällt die Höhle trocken und kann auf 805 m Länge begangen werden.
Der Wasserzufluss erfolgt bei Hochwasser durch den Sandgang, welcher bei Trockenheit am bisherigen tiefsten Punkt der Höhle durch einen Siphon verschlossen ist.

Transport der Tauchausrüstung. Foto: R. Seebacher

VORGESCHICHTE:
Der Sandgang ist starken Veränderungen unterworfen. So kann er nach manchen Hochwässern völlig mit Sand verschlossen sein und man kann nicht einmal bis zum Wasserspiegel vordringen.
Im Sommer 2005 bemerkte der Verfasser während einer Höhlentour mit Kindern, dass der Sandgang ungewöhnlich großräumig freigespült war und auch der Siphon eine relativ große Wasserfläche besaß.
Dies waren ideale Bedingungen für einen ersten Tauchvorstoß in diesen ungewöhnlichen Siphon.

DER TAUCHGANG:
Dieser Tauchgang wurde am 07.09.2005 durchgeführt. Der Verfasser wurde bei dieser Unternehmung freundlicherweise von Johann Putz unterstützt.
Bei dem Tauchgang wurde ein Nasstauchanzug verwendet.
Als Atemgerät diente ein 2 x 4 l Pressluft-Atemgerät, welches am Rücken getragen wurde.
Die Vermessung wurde mittels Tauchleine, Tiefenmesser und Kompass vorgenommen. Die Leine wurde wieder aus dem Siphon entfernt, da überhaupt keine Verankerungspunkte gefunden werden konnten.
Die Sicht unter Wasser war zu Beginn des Tauchganges gut, verschlechterte sich aber Aufgrund des Wühlens im Sand sehr rasch. Beim Zurücktauchen betrug die Sicht nur noch wenige cm.

Im blankgeschliffenen Sandgang, kurz vor dem Siphon. Foto: R. Seebacher

BESCHREIBUNG DER UNTERWASSERSTRECKE:
Von der 1 x 1,6 m messende Wasserfläche des Sandsiphons führt der Unterwassergang mit gleicher Neigung und gleichen Dimensionen wie über Wasser weiter in die Tiefe. Gleich hinter der Abtauchstelle musste eine durch Sand gebildete Engstelle unter Wasser aufgegraben werden. Dahinter führt der Gang mit einer Höhe von ca. 75 cm und einer Breite von etwa 2 m weiter in die Tiefe. Der Boden ist nur mit feinem Sand bedeckt, die Wände und die Decke vom Wasserstrom blankpoliert. Leider musste der Tauchvorstoß bereits nach 15 m in einer Wassertiefe von 6 m abgebrochen werden, da sich ständig große Sandkörner in den Membranen der Lungenautomaten verkeilten und Wasser eindrang. Zwei Atemsysteme schienen bei diesen Verhältnissen als zu unsicher. Die Nerven des Tauchers –hinter einer aufgegrabenen Engstelle mit ständig nachrutschenden Sandlawinen – bis aufs äußerste gespannt.
Vom Umkehrpunkt setzt sich die Unterwasserpassage steil weiter in die Tiefe fort.

Abtauchstelle im Sandsiphon. Foto: J. Putz

AUSBLICK:
Der Sandsiphon führt weiter in die Tiefe. Die Raumdimensionen und das Bodensediment scheinen sich vorerst nicht zu ändern, was für eine weitere Erforschung sehr ungünstig ist und große Schwierigkeiten aufwirft. Ob bei diesen Verhältnissen jemals ein gefahrloses Durchtauchen dieses Siphons möglich sein wird ist fraglich.
Die Gesamtlänge der Nagelsteghöhle stieg durch den Tauchgang auf 820 m, die Niveaudifferenz kletterte auf +- 216 m.