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Südwandhöhle (Dachsteinloch) Kat. Nr. 1543/28 Forschungberichte |
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Allgemein |
Neues
vom Dachstein - Südwandhöhle (1543/28) wächst auf über 10 km Länge.
„Baustelle“ tief im Berg bringt wieder Durchbruch in große offene Fortsetzungen. Südwandhöhle nun drittlängste Höhle im Dachstein. In der Zeit von 08. bis 11. Februar 2007 unternahmen Clemens Tenreiter, Gerhard Wimmer und Ich (Robert Seebacher) eine erfolgreiche, 71-stündige Forschungs- und Vermessungstour ins Dachsteinloch. Bereits am ersten Tag wurde der lange Anmarsch zum bisher tagfernsten Biwak, dem Brummröhrenbiwak zurückgelegt. Aufgrund der diesmal relativ leichten Schleifsäcke wurde dieses Tagesziel zügig erreicht und es konnten am gleichen Tag noch 158 m vermessen werden. Über ein unscheinbares Bodenloch, welches wenige Meter hinter dem Biwak ansetzt, gelang es in einen bisher unbekannten Gang vorzudringen und einen Rundzug zu den Unteren Brummröhren zu schließen. Am 2. Tag ging es dann in den erst vor einem Monat entdeckten Höhlenteil „Nirwana“, der durch einen deutlich bewetterten Schotterverschluss ein jähes Ende findet. Die Überwindung dieses Hindernisses war das Hauptziel dieser Forschungsfahrt. Zuerst musste etwa 3 m weit nach unten gegraben werden. Dort war es dann nach etwa 1 Stunde möglich mit den Füssen den Schotter in eine kleinräumige Fortsetzung zu schieben. Ein enger Schluf brachte uns schließlich nach etwa 2 Stunden Grabarbeit in eine kleine Kammer. Hier war es vorerst nicht einmal möglich sich umzudrehen. Erst nach etwas Räumarbeit gelang es mit Ach und Krach zu wenden und die nun nach oben führende Fortsetzung zu untersuchen. Die Ernüchterung war groß, als nur ein weiterer Schotterverschluss zu sehen war. Eigentlich hätte die Aktion nun ohne Aussicht auf ein erfolgreiches Durchkommen abgebrochen werden müssen, da es hier keinerlei Möglichkeit gab, den „Abraum“ einer weiteren Grabung abzulagern. Wir beschossen aber nicht aufzugeben und das Material mittels Schleifsack-Seilzug-Methode aus dem Schluf zu schaffen. Dazu musste der Sack von mir in der „Kammer des Schreckens“ im Liegen befüllt werden. Anschließend wurde er durch den engen Schluf durch Clemens und Gerhard nach Außen gezogen, wobei er sich bei etwa jeder 2. Fuhre an einer Engstelle verkeilte und durch mehrmaliges hin- und herziehen gelöst werde musste. Bei dieser aufwändigen und anstrengenden Arbeit hatten wir aber immer die vermutete, große Fortsetzung des Ganges vor dem geistigen Auge. Sonst hätten wir es wohl nicht geschafft. Dennoch dachten wir mehrmals ans Aufgeben, als nach der Beseitigung des Schotters sich nur ein Spalt von wenigen cm auftat. Die Wetterführung steigerte sich während des Ausräumens aber ständig und schließlich gelang es nach weiteren 6 Stunden die Schikane zu überwinden. Ein großer, mit weichem Sand und Schotter bedeckter Tunnel tat sich vor mir auf. Nach kurzer Erkundung und einem zufriedenen Blick ins Dunkle kam die nächste Ernüchterung. Durch das hin- und herziehen des Sackes war der Schluf nun wieder derart verlegt, dass es für mich unmöglich war zu den Kameraden zurückzukehren. Erst nach einer weiteren Stunde Buddelei war es endgültig geschafft. Der Weg ins Neuland war endlich offen. Insgesamt 9 Stunden hatte uns diese Stelle aufgehalten, aber umso glücklicher waren wir mit dieser abgeschlossenen „Baustelle“ knapp 1300 m unter dem Gosaugletscher. Hinter dem „9-Stunden-Schluf“ setzt sich die Höhle nun als „Windluckengang“ mit einem Durchmesser von 5-7 m weiter in Richtung Mitterspitze fort. Nach etwa 150 m mussten zwei Kletterstellen von 4 und 9 m überwunden werden. Anschließend leitet der Gang mit einer Neigung von rund 30° steil nach oben. Zwei weitere kletterbare 4m-Stufen führen schließlich nach 316 m zu einem etwa 25 m hohen Schlot, der ohne Bohrmaschine nicht mehr bezwungen werden konnte. Dieser Schlot, sowie ein etwa 100 m zuvor in der Höhlendecke ansetzender Gang sind aussichtsreiche Ansätze für weitere Forschungen. Um diesen Endpunkt zu erreichen müssen vom Eingang weg, nun bereits etwa 4,5 km Wegstrecke zurückgelegt werden. Am dritten Tag gelang es eine Engstelle am bisher tiefsten Punkt der Höhle leicht zu erweitern und zu überwinden. Wenige Meter dahinter weitet sich die Höhle zu einer etwa 1,5-2 Meter großen Röhre, welche weiter in die Tiefe führt. Der Gang konnte auf eine Länge von 129 m verfolgt werden, wo an einer bewetterten Engstelle umgekehrt wurde. Dieser Punkt liegt bereits 492 m unter dem Eingang und stellt den tiefsten bisher erreichten Punkt der Südwandhöhle dar. Ein Weiterkommen scheint hier möglich. Insgesamt erbrachte die Tour einen Längenzuwachs von 603 m, wodurch sich für die Südwandhöhle ein neuer Vermessungsstand von 9.351 m ergibt. Die Niveaudifferenz erhöhte sich auf +- 509 m (+ 17, -492 m).
Erfreulicher Jahresauftakt; 570 m Neuland.
Neuer Gang unter dem Gosaugletscher.
Dort wurde versucht eine Umgehung des Abschlundsiphons zu finden. Durch die teilweise enge "Untere Brummröhre" gelang es rasch einen kleinen, abwärtsführenden Gang zu entdecken. Dieser Abschnitt führt etwa 100 m weit in Richtung Osten bis zu einer unüberwindlichen Engstelle. Hier befindet sich auch der bisher tiefste Punkt der Höhle bei -455 m.
Erneut große Entdeckungen! Von 08. bis 11. Juli 2006 unternahmen Gottfried Buchegger, Patrick Hautzinger und Robert Seebacher eine weitere, 72-stündige Forschungsfahrt in die gewaltigen Eingeweide des Dachsteins. Trotz Biwakmaterials, Akku-Bohrhammer und 200 m Seil konnte das "Grenzgängerbiwak" relativ schnell erreicht werden. Forschungsziel war der im Juni dieses Jahres entdeckte "Abschlund", der westlich der "Johann-Segl-Halle" steil in die Tiefe zieht. Am 09. Juli konnte der Abstieg unter Zuhilfenahme von etwa 110 m Seil und 6 Verankerungen rasch unschädlich gemacht werden. Am Grund der stark steinschlaggefährlichen Abseilstelle setzt sich der Abschlundgang als Tunnel mit bis zu 25 m Breite und einer Höhe von 10-15 m weiter in die Tiefe fort. Mit einem Gefälle von 20-30° führt er insgesamt mehr als 220 Höhenmeter nach unten um nach etwa 470 m an einem Siphon zu enden. Dieser Siphon liegt bereits 250 m tiefer als die "Johann-Segl-Halle" und 328 m unter dem höchsten Punkt des Gletscherganges. Glücklicherweise konnte durch einen 45 m vor dem Siphon an der östlichen Gangwand ansetzenden Schacht ein Weiterweg entdeckt werden. Am Grund der etwa 10 m tiefen Stufe setzen die bisher auf über 600 m Länge vermessenen "Brummröhren" an, die ihren Namen einem meist im Verborgenen dahinbrummelnden, starken Wasserlauf verdanken. An einer Stelle konnte der Bach, welcher eine Schüttung von etwa 100 l/s aufweist eingesehen werden. Diese Gänge haben im Durchschnitt einen Durchmesser von 2 m und führen in Richtung Nordwesten bzw. Südosten. Mehrere offene Fortsetzungen, die teilweise deutliche Wetterführung aufweisen lassen auf eine Umgehung des Endsiphons hoffen. Der nördlichste erreichte Punkt liegt bereits im Bereich des Gipfels des Niederen Dachsteines (2934 m) auf einer Seehöhe von 1394 m. Hier haben die Gänge eine fast unglaubliche Gesteinsüberlagerung von mehr als 1.500 m. Am zweiten Forschungstag gelang es nur etwa 5 min vom Biwak entfernt weitere 200 m Neuland und 70 m "Altlast" zu vermessen. Die vermessene Gesamtlänge der Südwandhöhle stieg dadurch um 1.351 m auf 7.387 m. Weiters erhöhte sich die Niveaudifferenz um 138 m auf +-453 m. Die aktuelle Horizontalerstreckung liegt nun schon bei 1.332 m.
Von 02. bis 05. Juni 2006 unternahmen Michael Behm, Ernest Geyer, Peter Jeutter, Lukas Plan und Robert Seebacher eine Forschungstour in die Südwandhöhle am Dachstein. Aufgrund der bereits sehr langen Anmarschwege zum Neuland wurde in den tagfernen Teilen ein neues Biwak errichtet. Da sich der Biwakplatz bereits im Bereich der Landesgrenze zwischen der Steiermark und Oberösterreich befindet erhielt es den Namen „Grenzgängerbiwak“. Der Zustieg vom Eingang bis dorthin gestaltete sich aufgrund des umfangreichen Materiales sehr anstrengend und nahm über 8 Stunden in Anspruch. Ziel der Tour war eine bereits im April dieses Jahres entdeckte Fortsetzung der Höhle. Damals gelang es Michael Behm und Robert Seebacher im Zuge einer 3-tägigen Tour mittels Akku-Bohrhammer die letzten 20 m des über 60 m hohen „Gletscherschlotes“ zu überwinden und den dort ansetzenden „Gletschergang“ zu erreichen. Es konnten 263 m Neuland entdeckt und vermessen werden. Der Umkehrpunkt lag an einem Gangfenster, durch welches man in einen sehr großen Höhlenraum blicken konnte. Aufgrund von Seilmangel war es aber nicht möglich diese Halle zu betreten. Wir beschlossen die Halle zu Ehren unseres im Vorjahr verstorbenen Kameraden und Freundes, „Johann-Segl-Halle“ zu nennen.Am 03. Juni war es dann soweit. Das Forschungsteam konnte erstmals den Boden dieses gewaltigen Höhlenraumes betreten. Die Vermessung ergab eine Länge von 80 m bei einer Breite von 20-40 m und einer Höhe von über 80 m. Die Halle befindet sich rund 1200 m unter der Oberfläche des Hallstätter Gletschers im Bereich zwischen Hohem- und Niederem Dachstein. Weiters konnten mehrere von dieser Halle abzweigende Gänge erforscht und vermessen werden. Darunter der nach Süden führende bis zu 10 m breite und 15 m hohe „Rückwärtsgang“ und ein riesiger noch namenloser „Abschlund“, der aufgrund von Seilmangel nicht weiter erforscht werden konnte. Große in den steil abfallenden, 25 m breiten und 15 m hohen Gang gerollte Blöcke donnern 40 Sekunden lang in die Tiefe. Ein aussichtsreicher Ansatzpunkt für weitere Forschungen.Die vermessene Gesamtlänge der Südwandhöhle stieg durch diese Tour um 749 m auf 6.036 m.
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