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Aktivitäten des V H O |
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Jahresbericht 1995 Von Robert Seebacher Vom 30. Jänner bis 23. Februar organisierte der Verein in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum-Windhoek eine Höhlenexpedition nach Namibia, an der 6 Vereinsmitglieder Teilnahmen. Neben der Erkundung, Erforschung und Vermessung von Karstobjekten im Bereich der Otavi-Berge im Norden des Landes, stand vor allem die ganzheitliche wissenschaftliche Aufarbeitung der bearbeiteten Höhlen im Vordergrund. Neben der Höhlenvermessung und Fotodokumentation wurden auch Temperaturmessungen, Aufsammlung von Knochen und Sedimenten, Beibringung von Wasserproben, sowie Windmessungen vorgenommen. Weiters konnte eine große Anzahl von in den Höhlen lebenden Insekten und Spinnentieren aufgesammelt werden, wobei sich nach deren Bestimmung durch das Nationalmuseum in Windhoek herausstellte, daß von der Expedition zwei vollkommen neue Spinnenarten entdeckt wurden. Weiters konnten mehr als 2700 m Höhlengänge in insgesamt 14 Karstobjekten dokumentiert werden. Die Ergebnisse dieser Forschungsreise wird in einem Sonderheft zusammengefaßt und 1996 veröffentlicht werden. In Österreich stellte wieder das Südostmassiv der Toten-Gebirges einen Schwerpunkt der Forschungen dar, wo im Sonnenleiterschacht (1625/387a-c) eine stark bewetterte, schwer erreichbare Fortsetzung erklettert wurde und somit die Verbindung zum benachbarten DÖF-Schacht sehr wahrscheinlich erscheint. Der entscheidende Durchbruch läßt aber noch auf sich warten. Die Gesamtlänge des Sonnenleiterschachtes beträgt mit Ende 1995 7774 m bei einer unveränderten Niveaudifferenz von -785 m. Im DÖF-Schacht (1625/a-b) wurde bei der Hauptfortsetzung des Schachtsystemes in -700 Meter Tiefe weitergeforscht. Bei einer dreitägigen Biwaktour gelang, begünstigt durch den äußerst trockenen Herbst, in einem stark wasserführenden Schachtsystem der Abstieg bis in -839 m Tiefe. Dort mußte aufgrund Seilmangels am Ansatz eines weiteren Schachtes der Vorstoß abgebrochen werden. Die Gesamtlänge des DÖF-Schachtes stieg auf 1979 m. Mehrere Mitglieder des Vereines wirkten an den Grabungen des Paläontologischen Institutes der UNI Wien in der Brettstein-Bärenhöhle (1625/33a-f) unterstützend mit. Weiters wurde mit der genauen Neuvermessung der über 1 km langen Höhle begonnen. Dabei konnten vorerst 226 m aufgenommen werden. In unmittelbarer Nähe der am NO-Rand des Altausseersees gelegenen Liaga-Höhle (1623/1a-c) gelang es durch Grabungen in einem verstürzten Quelltopf, den Zugang in eine neue, periodisch aktive Wasserhöhle freizulegen. Die Höhle bekam aufgrund der überall zu findenden Rundgerölle den Namen Kugelmühle (1623/221). Der kleinräumige Eingangsteil führt bald in eine steile Druckröhre, die wiederum in einen 30 m tiefen Schacht übergeht. Ein abschließender, geräumiger Gang endet auf Alausseerseeniveau in einem Siphon. Die Kugelmühle hat derzeit eine vermessene Gesamtlänge von 178 m bei einer Niveaudifferenz von -83 m. Ob von hier eine Verbindung zur Liaga-Höhle besteht, wird 1996 ein Tauchgang klären. Im Bereich des unübersichtlichen und äußerst potentiellen Höhlengebietes Schwarzmooskogel konnte gemeinsam mit Mitgliedern des dort aktiven "Cambridge University Caving Clubs" ein Teil der Höhlen mittels Alu-Plaketten mit Katasternummern markiert werden. Höhlentaucher des Vereines betauchten etliche Karstquellen und Höhlen in der Steiermark in Oberösterreich, Niederösterreich und in Salzburg, sowie in Italien und Slowenien. Bei einem Forschungstauchgang im kleinräumigen Endsiphon der Dreirinnenhöhle (1622/6) bei Bad Mitterndorf gelang es 15 m weit bis zu einer unpassierbaren Engstelle zu tauchen. Ungleich erfolgreicher gestaltete sich ein Tauchvorstoß im Palfauer-Wasserloch (1814/3) wo eine Tauchtiefe von 42 m erreicht wurde. Der Siphon führt aber noch weiter steil in die Tiefe. Für diesen aufwendigen Tauchgang mußten 10 Helfer deutlich mehr als 100 kg an Material vom Talgrund der Salza (520 m üNN) bis zum Einstieg des Wasserloches (840 müNN) transportieren. Über eine eigens montierte Materialseilbahn wurde die schwere Tauchausrüstung zum Siphon etwa 30 m weit abgeseilt. Ein weiterer Forschungstauchgang wurde im Hammerbach-Ursprung (2836/34) bei Peggau durchgeführt. Dabei konnte im seichten und engräumigen Siphon etwa 35 m weit vorgestoßen werden. Der Tauchgang wurde durch Sichtweiten beim Rückweg, die nicht einmal das Ablesen der Instrumente ermöglichte, beträchtlich erschwert. Taucher aus Schladming bargen eine etwa 150 Jahre alte Winde einer "Haspelanlage" aus einem überfluteten Schacht des Bromriesen-Silberbergwerkes im Obertal. Im Zuge der Erforschung der Begehungs- und Besiedelungsgeschichte der Dachstein-Tauern Region wurde die Datierung alter Hölzer aus Bauten der frühen Weidewirtschaft ein wichtiges Anliegen. Mehrere Schladminger Taucher führten dazu die Bergung solcher Hölzer aus verschiedenen Bergseen durch. Bei einer Übung de Höhlenrettungs-Landesverbandes der Steiermark am Schöckl bei Graz und bei einer Übung der Höhlenrettungstaucher in der Koppenbrüllerhöhle (1549/1) bei Obertraun beteiligten sich mehrere Mitglieder des Vereines. Bei einem mehrtägigen Ausbildungskurs auf der Leobener-Hütte bei Eisenerz, bei dem die Hubschrauberausbildung im Vordergrund stand, nahmen mehrere Vereinsmitglieder als Ausbildner teil Weiters erstellten Mitglieder des Vereines ein technisches Handbuch für die Höhlenrettung. Am internationalen Höhlenforschertreffen in Casola in Italien nahmen drei Vereinsmitglieder teil. Ein Lichtbildervortrag über Höhlenforschung im Toten Gebirge wurde gezeigt. Weiters stellten zwei Vereinsmitglieder neben einem Schweizer, einem Italiener und einem Argentinier die Jury beim von Tim Stratford ausgeschriebenen Fotowettbewerb und vertraten Deutschland und Österreich. Eine Vereinsfahrt nach Tschechien wurde unternommen, bei der zwei schöne Höhlen im Mährischen Karst besucht wurden. Den Jahresabschluß bildete wieder die Höhlenweihnachtsfeier im Liglloch (1622/1) sowie eine Silvestertour in den Krimandlschacht (1622/7). |