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Aktivitäten des V H O |
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Jahresbericht 2003 Von Robert Seebacher Der Schwerpunkt der Forschungen lag im Jahre 2003 erneut im Gebiet des Südostmassives des Toten Gebirges. Dort führte eine Biwaktour in das DÖF-Sonnenleiter Höhlensystem (1625/379 a-e). Ziel dieser Forschung waren die äußerst schwierigen aber viel versprechenden Nordteile der Höhle. Um die kluftförmige Fortsetzung in Richtung Norden weiter verfolgen zu können, mussten mehrere ausgesetzte Schachtquerungen und Kletterstellen überwunden werden. Umkehrpunkt war eine neuerliche Schachtquerung. Starke Wetterführung und große Gangquerschnitte machen diesen Bereich besonders interessant. Durch diese Tour stieg die Gesamtlänge des Höhlensystems um 248 m auf 17.325 m. Die Horizontalerstreckung erhöhte sich auf 1.579 m. Im südlichen Bereich des Gebietes „In den Karen“ wurde der OJEH-Schacht (1625/495) auf 59 m Länge und 43 m Tiefe vermessen. Der viel versprechende Schacht liegt etwa 250 m oberhalb der südlichen Ausläufer des Sonnenleiterschachtes. Leider endet die Höhle an einem bewetterten, jedoch unüberwindbaren Versturz. In der Nordzone des Gebietes konnten bei mehreren Geländeerkundungen einige interessante Objekte entdeckt werden. In einem Schacht westlich des Kl Brieglersberges gelang der Abstieg bis in etwa 60 m Tiefe. Eine weitere Bearbeitung erfolgt im Sommer 2004. Eine weitere Möglichkeit das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem von oben zu erreichen bietet das Ozonloch (1625/406). In der auf knapp 2000 m Seehöhe gelegenen Schachthöhle wurde ein weiterer Tiefenvorstoß unternommen. Dabei gelang es, über eine stark bewetterte Schachtfolge eine Tiefe von 308 m zu erreichen. Weitere Schächte führen in die Tiefe. Die darunter liegenden Gänge des Sonnenleiterschachtes liegen vom Endpunkt nur noch etwa 100 m vertikal und 125 m horizontal entfernt. Das VHO-Forscherlager 2003 fand im August im Bereich des Hochkastens am Zentralplateau des Toten Gebirges statt. Das Forschungsgebiet befindet sich im wohl entlegendsten Teil des ganzen Toten Gebirges und ist nur über einen etwa 6-stündigen Fußmarsch von der Tauplitzalm oder von Grundlsee aus erreichbar. Das Material für das Basislager und für die Forschungen musste mittels Helikopter zum auf etwa 2100 m Seehöhe gelegenen Biwakplatz transportiert werden. Dort „wohnten“ zehn Vereinsmitglieder neun Tage lang in einer atemberaubenden Karstlandschaft. Bisher waren um den Hochkasten keine Höhlen bekannt und es stellte einen ganz besonderen Reiz dar, ein vollkommen unbekanntes Gebiet zu bearbeiten. Den vier Forschungs- und Vermessungsteams gelang es mehr als 80 neue Karstobjekte zu lokalisieren. Fünfundzwanzig Höhlen wurden erforscht, vermessen und ins Österreichische Höhlenkataster neu aufgenommen. Besonders interessant war die Entdeckung eines im Tote Gebirge bisher noch nicht nachgewiesenen Höhlenniveaus auf einer Seehöhe von etwa 2200 m. Im Hochkasten und im Weißengrieß gelang es in dieser Höhe uralte, teilweise sehr großräumige Höhlengänge zu entdecken. Der größte Erfolg konnte aber erst zwei Tage vor Ende des Lagers in der Schachthöhle Grauer Riese (1625/391) erzielt werden. Durch ein schwieriges Schachtsystem gelang es, nach Überwindung mehrerer Engstellen und bis zu 60 m hohen Abseilstrecken eine Tiefe von 348 m zu erreichen. An der Basis der Schachtfolge gelangten die Forscher in ein gewaltiges, horizontal ausgerichtetes Gangsystem mit starkem Luftzug. Gänge mit bis zu 15 m Breite und 20 m Höhe führen in den Berg. Obwohl bisher nur ein Bruchteil des Gangsystems untersucht werden konnte, stieg die Gesamtlänge des Grauen Riesen auf 1028 m. Insgesamt war es möglich in 25 Höhlen über 2500 m Neuland zu erforschen und zu dokumentieren. Eine neue Großhöhle konnte entdeckt werden und ein für das Tote Gebirge bisher unbekanntes Höhlenniveau wurde erstmals nachgewiesen. Weiters gelang es in einer kleinen Höhle unweit der „Kalten Herberg“ eine vermutlich aus dem Mittelalter stammende Axt, sowie Tonscherben zu finden. Die Fundstücke wurden dem Johanneum in Graz zur Bestimmung und zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung übersendet. Aufgrund des überaus großen Erfolges und der noch reichlich vorhandenen Höhlen und Gangfortsetzungen ist für das Jahr 2004 ein weiteres Forscherlager am Hochkasten geplant. Auch im Warscheneckstock wurden die Forschungen im Zuge des Weißenbach-Höhlenprojektes fortgesetzt. Dabei konnten folgende Höhlen vermessen und ins Kataster neu aufgenommen werden: Der in unmittelbarer Nähe der Kraterhöhle (1634/127) gelegene Rote Schacht (1634/132) mit einer Tiefe von 5 m. Die Torkluft (1634/133) mit einer Länge von 34 m bei einer Niveaudifferenz von -9 m und der Zirbenkeller (1634/134), ein Mäander, der direkt in Richtung Torkoppenschacht (1634/122) führt. Diese Höhle ist 31 m Lang und verläuft nahezu horizontal. Westlich der Brunnalm wurde die Gampertrethöhle (1635/10) auf einer Länge von 34 m vermessen. Die Lauskegerl-Bärenhöhle (1636/47), welche nördlich der verfallen Bärneckeralm liegt konnte ebenfalls vermessen werden. In dieser Höhle gelang es Zähne und Knochen von Braunbären zu finden. Weiters wurden auch in diesem Jahr die wissenschaftlichen Grabungsarbeiten des paläontologischen Institutes der Universität Wien in der Gr. Ochsenhalthöhle (1634/40) unterstützt. Am nördlichen Dachsteinplateau wurde im Zinkengebiet mit der Neuvermessung und weiteren Erforschung der Eishöhle auf der Wiesen (1549/13) begonnen. Dort konnten 197 m bei einer Niveaudifferenz von -59 m vermessen werden. Weitere Fortsetzungen sind vorhanden. Eine Forschungsfahrt führte zwei Mitglieder in den Iran. Dort wurde mit Unterstützung des Khaneye Koohnavardan-e-Tehran mit der Vermessung der Höhle Ghar-e-Roodafshan begonnen. Dieses großräumige Objekt liegt im Roodafshan-Gebirge östlich von Teheran. Der imposante Eingangskrater misst 87 x 36 m und führt in die 168 m lange, 94 m breite und 40 m hohe Eingangshalle. Die Vermessung dieser Halle konnte abgeschlossen werden. Der Hauptgang führt großräumig tiefer in den Berg. Insgesamt wurden 1001 m vermessen, wobei die Ganglänge der Höhle 761 m und die Niveaudifferenz 88 m betragen. Die Vermessungsarbeiten werden 2004 fortgesetzt. Weiters wurden in den Provinzen Kermanshah und Kordestan Höhlen besucht (Ghar Ghori-Ghaleh). Von den Höhlentauchern des Vereines wurden die Montagearbeiten für die Sonde im Hirschbrunn (1546/1) bei Hallstatt fortgesetzt. Das im Vorjahr durch ein Hochwasser beschädigte Gerät musste demontiert und neu eingebaut werden. Ein Forschungs- und Vermessungstauchgang führte in den Radaubach-Ursprung (1566/7) bei St. Wolfgang. Hinter dem 8 m langen, lufterfüllten Eingangsteil, schließt sich ein schöner, jedoch relativ kleinräumiger Unterwassergang an. Dieser führt mit leichtem Gefälle in den Berg und konnte auf 64 m Länge und 6 m Tiefe betaucht und vermessen werden. Die Gesamtlänge der Quellhöhle beträgt zur Zeit 72 m. Im Rahmen des Höhlentauchprojektes „Aquarius“ fanden wieder einige Tauchgänge im Wassermannsloch (1741/6) bei Eisenerz statt. Zuerst musste die durch das Hochwasser im Sommer 2002 beschädigte Führungsleine im 170 m langen Eingangssiphon entfernt, und anschließend wieder neu installiert werden. Ziel der Forschungsarbeiten waren zwei Schlote im hinteren Teil der Höhle. Im „Gösserschlot“ gelang es 19 m aufzusteigen. Leider endet dieser Teil an einem massiven Versturz. Ungleich erfolgreicher gestaltete sich der Aufstieg durch den „Alulei-Schlot“ in dem 24 Höhenmeter überwunden werden mussten. Oberhalb konnte ein interessanter Horizontalgang mit schönem Tropfsteinschmuck erforscht und vermessen werden. Hier wurde auch der bisher höchste Punkt des Wassermannsloches erreicht. Die vermessene Gesamtlänge des Höhle stieg auf 892 m, die Niveaudifferenz kletterte auf +- 97 m. Einige Mitglieder nahmen an verschiedenen Veranstaltungen des steir. Höhlenrettungs-Landesverbandes teil. Weiters waren mehrere VHO-Höhlentaucher bei einer Rettungsübung im Wassermannsloch (1741/6) beteiligt. Für die Universum-Dokumentation „Alpenseen“ waren drei Taucher des VHO als Akteure tätig. Ein Teil des Filmes behandelt die Erforschung einer Unterwasserhöhle, welche durch die Regisseurin actionreich in Szene gesetzt wurde. Der gelungene Sendung wurde Ende November im Österreichischen Fernsehen ausgestrahlt. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden mehrere Lichtbildervorträge und Exkursionen veranstaltet, sowie an einem Dorffest in Bad Mitterndorf mitgewirkt. Mit einer gut besuchten Weihnachtsfeier im Liglloch (1622/1) fand ein sehr arbeitsreiches Jahr einen besinnlichen Ausklang. |