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Aktivitäten des V H O |
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Jahresbericht 1997 Von Robert Seebacher Wieder einmal lag ein Schwerpunkt der Forschungen im äußerst höhlenträchtigen Südostmassiv des Toten Gebirges. Im Sonnenleiterschacht (1625/387 a-c) gelang es durch Freilegen eines stark bewetterten Schlufes, die Fortsetzung des Hauptsystemes nach Süden hin wieder zu erreichen. Durch den Schluf konnte die komplexe Versturzzone am Südende des Horizontalteiles bei –400 m umgangen werden. Dahinter setzt sich der fossile Kollektor in großvolumigen Druckröhren und Hallen fort. Der „Tunnel in die Ewigkeit“ führt mit einer Neigung von 45° bis in eine Tiefe von –450 m, wo an einer kleinen Stufe aufgrund Seilmangels die Forschungen abgebrochen werden mußten. Jenseits der Stufe konnte ein Gang mit etwa 10 m Durchmesser eingesehen werden, der sich in Richtung Südosten fortsetzt. Die Gesamtlänge des Sonnenleiterschachtes stieg durch diese Forschungen um 710 m auf 8929 m. Weiters konnten mehrere unangenehme, kurze Kletterstellen in 400 m Tiefe durch Anbringen von Aluleitern entschärft werden. Im DÖF-Schacht (1625/379 a-b) wurde nach einer zweijährigen Forschungspause wieder im Horizontalteil bei – 330 m weitergeforscht. Durch Queren eines kleinen Schachtes konnte eine in Richtung Sonnenleiterschacht führende Fortsetzung erkundet werden. An einer weiteren Schachtquerung mußte der Vorstoß jedoch abgebrochen werden. Die östlich des Sonnenleiterschachtes gelegene Dreifingerhöhle (1625/461 a-c) konnte auf eine Länge von 137 m bei einer bisherigen Tiefe von -37 m erforscht und vermessen werden. Die Forschungen in diesem Objekt sind aber noch nicht abgeschlossen. Im Gebiet südlich des Schwaigbrunnes konnten zwei Kleinschächte erforscht und neu im Kataster aufgenommen werden. Der Stahlseilschacht (1625/ 459) ist 21 m tief und der Treppenschacht (1625/460 a-c) weist bei einer Tiefe von 27 m eine Gesamtlänge von 65 m auf. Fortgeführt wurden die Forschungen im Bereich des Brettsteines, wo im August ein einwöchiges Biwaklager bereits zum zweitenmal abgehalten wurde. Eines der Ziele des Lagers war es, den Eisschacht (Teil des Eisschacht-Sinterhöhlensystemes 1625/37 a-h) aufzuarbeiten, da laut Plan noch eine Menge Fortsetzungen offen, und sämtliche Meßdaten verschollen sind. So wurde mit einer vollkommenen Neuaufnahme der Höhle begonnen. Im Latschenfeld oberhalb des Einstieges konnte ein zweiter Eingang entdeckt werden. Dadurch erhöhte sich die Niveaudifferenz des Eisschachtes um 6 m auf -247 m. Teilweise großräumiges, horizontales Neuland wurde im „Wunderland“ bei -50 m erschlossen. Durch einen noch unerforschten Schacht und einen stark bewetterten Versturz, der erst ausgegraben werden mußte, gelang es interessante Fortsetzungen zu finden. Die Erforschung dieses in Richtung Nordwesten ziehenden Teiles ist noch nicht abgeschlossen.Weiters konnte der Hauptschacht bis in eine Tiefe von -120 m bis zur „Monstereishalle“ vermessen werden. Insgesamt wurden im Eisschacht in dieser Woche mehr als 700 m vermessen. In der Unteren Brettstein Bärenhöhle (1625/33a-i) vermaß man lediglich die Teile unter dem Schachteingang F. Durch diese Vermessung macht die Bärenhöhle jedoch immerhin den Sprung über die 2 km Hürde und ist nun 2091 m lang. Durch Ausgraben einer Doline nur 30 m neben den Zelten, gelangt es, den Zugang zu einem Schacht zu öffnen. Der sogenannte „Golanschacht“ erwies sich als „Missing Link“ zwischen der Sinterhöhle und der Firnschluckerhöhle. Durch die Verbindung der beiden Höhlen vergrößerte sich das Eisschacht-Sinterhöhlensystem (1625/37 a-h) auf eine Länge von nunmehr 2274 m bei einer Niveaudifferenz von -247 m. Das System hat dadurch bereits 8 Eingänge. Am Weg zum Biwak konnte die O-Höhle (1625/65 a-b) früher Höhle am Brettstein Nr. 65, vollständig erforscht und vermessen werden. Schöne Mäandergänge mit Spitzbogenprofilen geben der Höhle ein besonderes Gepräge und erinnern stark an die Gänge in der Bärenhöhle, welche auch nur noch durch einen Versturz getrennt ist. Die Vermessung ergab eine Gesamtlänge von 217 m bei einer Niveaudifferenz von - 29 m. Das Wurstloch (1625/453 a-b) konnte auf eine Länge von 24 m bei einer Tiefe von - 9 m vermessen werden. Die wohl interessanteste Entdeckung dieser Woche war jedoch die Höhle Enix (1625/456). Durch einen unscheinbaren Einschlupf nördlich des Biwaks konnte ein bis zu 8 m x 8 m großer Höhlengang angefahren werden. Bereits im Biwak wurde bei der Auswertung mittels PC erkannt, daß es sich bei dem Gang um die Verlängerung des großen Ganges vom Firnschlucker handelt. Nur noch durch einen Versturz ist die Enix vom Eisschacht-Sinterhöhlensystem getrennt. Ein unübersichtliches, stark bewettertes Labyrinth im Bereich des Endversturzes nährt jedoch die Hoffnung, die beiden Höhlen im nächsten Jahr verbinden zu können. In 2 Touren wurden in der Enix 687 m Neuland vermessen, ohne ein Ende der Höhle zu erreichen. Im Bereich des Sidelkogels entdeckte man eine interessante Schachtzone. Dort wurde der Damenschacht (1625/454) auf eine Länge von 82 m bei einer Tiefe von -75 m vermessen. Gleich daneben liegt der 72 m lange und -31 m tiefe Herrenschacht (1625/455). Beide Objekte konnten abgeschlossen werden. Insgesamt konnten während dieses Forscherlagers in 7 Objekten 2279 m großteils neue Höhlengänge vermessen werden. Weitere 968 m Außenvermessung und ein Theodolitpunkt waren Ergebnis der Oberflächenarbeit. Vier neue Höhlen wurden entdeckt und im Kataster aufgenommen. In der Grubstein Eishöhle (1625/16) wurde der seit den 60er Jahren bestehende Eisverschluß offen vorgefunden. Danach konnten die jahrzehntelang unzugänglich gewesenen, großen Gänge und Hallen auf eine Länge von bisher über 800 m vermessen werden. Das derzeitige Höhlenende stellt eine über 70 m lange und etwa 50 m breite Halle dar. Die ungewöhnlich heftige Bewetterung der Höhle und die Nähe zur über 10 km langen Grubstein-Westwandhöhle lassen für die Zukunft auf große Entdeckungen hoffen. In der am Nordufer des Schwarzensees gelegenen Grubsteinhöhle (1625/63 a-b) wurde in zwei Aktionen versucht, den Endversturz zu überwinden, was aber bisher nicht gelang. Weiters wurde nun begonnen, auch die Höhlen im Südostmassiv mittels Alu-Plaketten mit Katasternummern zu markieren. Im Zuge des WCP (Weißenbach Cave Projekt) wurden die Höhlen Brülloch (1634/2a-b), Windloch 1634/24 a-b) und Frauenloch (1634/3) durch eine 1212 m lange Außenvermessung verbunden. Weiters wurde mit der Neuvermessung des Windloches begonnen, wobei bisher 254 m neu aufgenommen werden konnten. Die Große Ochsenhalthöhle (1634/40) wurde auf eine Länge von 349 m und das Kreidenloch (1634/1) auf 15 m Länge vermessen. Im Loanloch (1634/9) konnte durch aufwendige Grabungsarbeiten am bisherigen Höhlenende Neuland entdeckt werden. In Eisenerz konnte das Fuchsloch (1741/36) auf 111 m Länge bei einer Tiefe von +- 25 m und die Schwarze Lehmrutsche (1741/7) auf 60 m Länge vermessen werden. Im vorderen Rettenbachtal begann man mit der Vermessung der Teufelskirche (1651/12), einer periodischen Riesenkarstquelle am Rande des Sengsengebirges. Die Bemühungen, in die wohl geräumige Quellhöhle weiter einzudringen, wurden bislang von einem Versturz vereitelt. Die Höhlentauchergruppe des Vereines war auch 1997 wieder überaus aktiv und es wurden etliche Tauchgänge in Karstquellen und Höhlen in Österreich, Kroatien und Frankreich durchgeführt. In Kroatien wurden die Forschungen in der „Majerovo Vrelo“ fortgesetzt. Insgesamt konnten 271 m Unterwasserstrecken erforscht und vermessen werden. Die maximale Tauchtiefe beträgt bislang 44 m, und eine Entfernung zum Eingang von 220 m wurde erreicht. Die großräumige Unterwasserstrecke setzt sich fort und teilt sich in mehrere noch unerforschte Tunnels. Im Reithbach-Ursprung (1827/20) bei St. Georgen/Reith konnte in einer kleinräumigen Unterwasserstrecke 19 m weit bis auf eine Tauchtiefe von –8,2 m getaucht werden. Der Siphon setzt sich hinter einer schwierigen Engstelle weiter in die Tiefe fort. Bei einem Tauchgang in der Oberen Schießerbachhöhle (1616/7 a-b) gelang es den kleinräumigen III. Siphon zu durchtauchen. Er ist 38 m lang und 5 m tief. Dahinter setzt bereits nach wenigen Metern Luftraum der IV. Siphon an. Im Miesenbach-Ursprung (1567/33) wurde ein Tauchgang unternommen um abzuklären, ob es für einen Taucher überhaupt möglich ist den Eingangsversturz zu passieren. Völlig unerwartet erreichte der Taucher einen geräumigen Unterwassergang, der mit einer maximalen Tauchtiefe von 14 m 65 m weit verfolgt werden konnte. Dort wurde der Tauchgang aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Weitere Forschungen in dieser interessanten Karstquelle sind geplant. An einer Übung des Höhlenrettungs-Landesverbandes der Steiermark in der Weizklamm und einem mehrtägigen Ausbildungskurs auf der Grazer-Hütte auf der Tauplitzalm nahmen zahlreiche Vereinsmitglieder teil, wobei mehrere wieder als Ausbildner fungierten. Das internationale Höhlenforschertreffen in Casola in Italien besuchten drei Vereinsmitglieder. Zwei Mitglieder vertraten in der Jury beim von Tim Stratford ausgeschriebenen Kartoonwettbewerb die Länder Deutschland und Österreich . Eine Vereinsfahrt nach Tschechien wurde unternommen, bei der mehrere Höhlen im mährischen Karst besucht wurden. Weiters war der Verein bei 2 Ausstellungen im Ausseerland maßgeblich an der Gestaltung beteiligt. Mit der schon traditionellen Höhlenweihnachtsfeier im Liglloch (1622/1) und der Silvestertour in den Krimandlschacht (1622/7) fand das arbeitsreiche Forschungsjahr 1997 seinen Ausklang. |